Ergonomie im Homeoffice – eine Frage der Zuständigkeit?
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert, und Homeoffice ist für viele Beschäftigte zur neuen Normalität geworden. Dabei stellt sich die Frage, wie sich die Arbeit im Homeoffice ergonomisch gestalten lässt und wer dafür eigentlich für die Ergonomie im Homeoffice zuständig ist.
In einem traditionellen Büro im Unternehmen sind die Arbeitsbedingungen oft durch klar definierte ergonomische Standards geprägt. Unternehmen investieren in professionelle Ausstattung und ergonomische Büromöbel, um die Gesundheit und Produktivität ihrer Mitarbeiter zu fördern. Sie beraten ihre Beschäftigten zum ergonomischen Arbeiten durch beauftragte Experten.
Das Arbeiten im Homeoffice bringt eigene Herausforderungen mit sich. Viele Beschäftigte haben keine angemessene Ausstattung zu Hause, die ein ergonomisches Arbeiten ermöglicht. Denn der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, für eine adäquate Ausstattung zu sorgen. Die Arbeit im Homeoffice ist ein Angebot des Arbeitgebers an die Beschäftigten und wird als Win-Win-Situation wahrgenommen, wenn Beschäftigte Fahrtwege und -kosten sparen und Arbeitgeber dank Desksharing weniger Bürofläche bereit halten müssen.
Zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen im Homeoffice ist der Arbeitgeber jedoch verpflichtet. Und wenn er keine Verantwortung für die ergonomische Einrichtung im Homeoffice hat, so ist er doch zuständig dafür, die Beschäftigten zu unterweisen und sie damit in die Lage zu versetzen, ergonomisch und gesund zu Hause zu arbeiten.
Relevant ist dabei nicht nur die Vorbeugung von Rückenschmerzen. Im Homeoffice gibt es Belastungen, die die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen, aber auf den ersten Blick gar nicht erkennbar sind:
- Bewegungsmangel: Im Homeoffice ist die Versuchung groß, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen. Während der Bewegungsradius im Unternehmen noch vergleichsweise hoch ist, bleibt zu Hause oft nur der Weg zur Küche.
- Fehlende Informationen: Im Homeoffice bleiben die Informationen aus. Kommunikation „zwischen Tür und Angel“, die sog. informellen Gespräche finden nicht statt. Kommunikation muss aktiv gestaltet und Informationen zielführend verteilt werden.
- Emotionen: Im Webmeeting ist es schwer zu erkennen, wie es den Beschäftigten geht. Auch fällt eine entsprechende Rückfrage hierzu häufig aus. Das Befinden von Beschäftigten kann nicht „gespürt“ werden. Zudem führt Kommunikation in Web-Meetings und auf schriftlichen Weg häufig zu Missverständnissen und birgt die Gefahr von Konflikten.
- Abgrenzung: Es ist schwer, im Homeoffice berufliches und privates voneinander zu trennen. Mehrarbeit und die Vernachlässigung von Pausen gehen damit einher. Selbstdisziplin und -organisation werden zu wichtigen Kompetenzen.
Die Gestaltung der Arbeit im Homeoffice sollte aktiv erfolgen.
Folgende Fragen können hilfreich sein:
- Welche Tätigkeiten können zu Hause zielführend erfolgen?
- Welche Tätigkeiten müssen im Unternehmen stattfinden?
- Welche Arbeitsplätze braucht es im Unternehmen, um die Schwerpunkte der Tätigkeiten (z.B. Kommunikation) aktiv gestalten und positiv beeinflussen zu können?
- Welche Bereiche oder Beschäftigten sind eher geeignet, im Mehr im Homeoffice zu arbeiten, welche nicht?
Ziel sollte ein konzeptioneller Ansatz sein, eine konkrete Planung, wie die Vorteile von Homeoffice und Arbeit im Büro gleichermaßen genutzt werden können und was das für die einzelnen Tätigkeitsbereiche erfordert.
Der VDSI – Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit e.V. fordert zu Recht die umfassende Einbindung von Fachkräften für Arbeitssicherheit und Betriebsärzten bei der Gestaltung hybrider Büro- und Bildschirmarbeit. Ihre Experten beraten Sie gern.
Mehr können Sie auch in dem Beitrag „Regelung durch das Arbeitsschutzgesetz“ erfahren.